Rasendünger mit Unkrautvernichter – Anwendung, Wirkung und wissenschaftlicher Hintergrund

Ein gepflegter, sattgrüner Rasen ist der Stolz vieler Gartenbesitzer. Doch Unkraut wie Löwenzahn, Klee oder Wegerich mischt sich oft unerwünscht ins Bild. Die Lösung scheint naheliegend: Rasendünger mit Unkrautvernichter – also ein Kombiprodukt, das den Rasen stärkt und gleichzeitig Unkraut bekämpft. Doch wie sinnvoll ist diese Kombination wirklich? Wann sollte man sie einsetzen, wie funktioniert die Anwendung, und welche rechtlichen und ökologischen Punkte gilt es zu beachten?

Wie sinnvoll ist die Kombination aus Rasendünger und Unkrautvernichter?

Die Kombination aus Dünger und Herbizid klingt effizient: Der Dünger fördert das Wachstum der Gräser, während der Unkrautvernichter störende Pflanzen beseitigt. In der Theorie ist das eine praktische Zwei-in-Eins-Lösung. In der Praxis hängt der Erfolg jedoch stark von Zeitpunkt, Dosierung und den enthaltenen Wirkstoffen ab.

Ein Problem ist, dass Dünger und Unkrautvernichter unterschiedliche Wirkphasen haben. Während Dünger optimal wirkt, wenn der Rasen aktiv wächst (meist im Frühjahr oder Spätsommer), greifen viele Herbizide am besten, wenn das Unkraut in vollem Blattwachstum steht. Werden beide Stoffe kombiniert, muss man also einen Kompromiss eingehen. Fachleute der Oklahoma State University Extension weisen darauf hin, dass solche Produkte „in der Theorie gut klingen, aber nicht in jeder Situation funktionieren“.

Ein weiterer Punkt ist die Belastung des Rasens. Durch die gleichzeitige Nährstoffgabe und Herbizidbehandlung werden die Gräser zu starkem Wachstum angeregt, während die Herbizidkomponente sie gleichzeitig leicht stresst. Bei korrekter Dosierung ist das unproblematisch, bei Überdosierung kann es jedoch zu Verbrennungen kommen. Langfristig wirkt die Kombination am besten, wenn sie Teil eines Pflegekonzepts ist, das Bodenverbesserung, ausreichendes Mähen und Bewässerung einschließt. Eine Studie der Universität Kalifornien fasst es treffend zusammen: „Langfristige Unkrautkontrolle wird nicht durch Chemikalien, sondern durch stabile Vegetationsbedingungen erreicht.“ (slosson.ucdavis.edu)

Hausmittel und DIY-Alternativen

Nicht jeder möchte zu chemischen Kombinationsprodukten greifen. Wer auf natürliche Pflege setzt, kann Rasen und Unkraut auch getrennt behandeln – und dabei umweltfreundliche Hausmittel einsetzen. Ein selbstgemachter Rasendünger lässt sich leicht herstellen, etwa aus Kompost, Hornspänen oder gut verrottetem Mist. Diese organischen Düngemittel setzen Nährstoffe langsam frei und fördern die Bodenstruktur.

Zur Unkrautbekämpfung eignen sich mechanische Methoden wie regelmäßiges Vertikutieren, Unkrautstecher oder Heißwassergeräte. Manche Gartenfreunde schwören auf Hausmittel wie Essig oder Natron, um Unkraut zu schwächen – allerdings sollte man diese Mittel nie auf dem Rasen einsetzen, da sie auch die Gräser schädigen. Eine effektivere Strategie ist es, den Rasen durch konsequente Pflege so dicht zu halten, dass Unkraut gar keinen Platz findet. Studien belegen, dass ein dichter Grasbestand die Ausbreitung von Unkräutern deutlich reduziert, da Licht und Raum begrenzt sind.

Ein selbst gemischter „Rasendünger mit Unkrautvernichter“ ist theoretisch möglich, sollte aber mit großer Vorsicht erfolgen. Herbizide sind hochwirksame Chemikalien, und die richtige Dosierung erfordert Fachkenntnis. Für Laien ist es sicherer, bewährte Einzelprodukte nacheinander anzuwenden – also erst düngen, dann gezielt Unkraut behandeln.

Bekannte Produkte auf dem Markt

Der Markt bietet eine Vielzahl an Fertiglösungen, die Rasendünger mit Unkrautvernichter kombinieren. Besonders bekannt sind Produkte von COMPO, Wolf-Garten, Substral oder Dehner.

  • COMPO Rasendünger plus Unkrautvernichter gilt als Klassiker und ist für Zier- und Sportrasen geeignet. Die Wirkung setzt nach etwa einer Woche ein und hält bis zu acht Wochen an.
  • Wolf-Garten Unkrautvernichter 2-in-1 Rasendünger ist auf gleichmäßige Nährstofffreisetzung und zuverlässige Unkrautbekämpfung ausgelegt und wird häufig in Tests positiv bewertet.
  • Substral Rasendünger mit Unkrautvernichter richtet sich an Hobbygärtner, die eine unkomplizierte Anwendung wünschen, und kombiniert Langzeitdünger mit einem systemischen Herbizid.
  • Purgrün oder Gartenkrone bieten Bio-orientierte Alternativen mit reduziertem Chemieeinsatz.

Die Preise bewegen sich meist zwischen 15 und 50 Euro pro 10 kg, abhängig von Marke, Langzeitwirkung und Wirkstoffkonzentration.

Wann und bei welchen Bedingungen anwenden?

Die Jahreszeit und das Wetter haben entscheidenden Einfluss auf die Wirkung. Die beste Zeit für Rasendünger mit Unkrautvernichter ist das Frühjahr, wenn der Rasen zu wachsen beginnt und das Unkraut aktiv ist. Die Bodentemperatur sollte mindestens 8-10 Grad Celsius betragen, damit die Wurzeln Nährstoffe aufnehmen können. Auch der Spätsommer eignet sich für eine zweite Anwendung, um den Rasen für den Herbst zu stärken.

Trockenheit oder Hitzeperioden sind ungünstig, ebenso wie Frost oder Dauerregen. Nach starken Regenfällen kann der Wirkstoff ausgewaschen werden, während bei Trockenheit die Herbizide nicht optimal in das Blattgewebe eindringen. Ideal ist ein trockener, windstiller Tag ohne Regen in den folgenden 24 Stunden. Der Boden sollte leicht feucht sein, damit der Dünger aktiv wird und das Herbizid besser haftet.

Anwendung: von Hand oder mit Gerät?

Die gleichmäßige Ausbringung ist entscheidend für den Erfolg. Auf kleinen Flächen kann man Rasendünger mit Unkrautvernichter von Hand ausstreuen, erfordert aber Erfahrung, um Überdosierungen zu vermeiden. Für größere Gärten empfiehlt sich ein Streuwagen, mit dem sich die Körner gleichmäßig verteilen lassen. So erreicht man eine homogene Wirkstoffverteilung und vermeidet gelbe Flecken oder ungleichmäßiges Wachstum.

Nach dem Ausbringen sollte der Rasen leicht bewässert werden – idealerweise nach etwa einem Tag, wenn das Herbizid Zeit hatte, über die Blätter aufgenommen zu werden. Die Bewässerung aktiviert den Dünger und unterstützt die Nährstoffaufnahme. Wichtig ist auch, den Rasen ein paar Tage vor der Behandlung nicht zu mähen, damit ausreichend Blattfläche vorhanden ist, auf der das Herbizid wirken kann.

Richtige Dosierung und Flächenangabe

Die erforderliche Menge hängt vom Produkt ab, liegt aber meist bei 2 bis 3 Kilogramm pro 100 Quadratmeter. Diese Angabe ist kein Richtwert, sondern sollte immer der Packungsbeschreibung entnommen werden, da die Konzentration und NPK-Zusammensetzung (Stickstoff, Phosphor, Kalium) je nach Marke variiert. Ein Beispiel: Eine 10 kg-Packung COMPO Rasendünger plus Unkrautvernichter reicht typischerweise für etwa 400–500 m². Eine zu hohe Dosierung kann den Rasen schädigen, da sich die Nährsalze im Boden anreichern und die Gräser „verbrennen“. Auch aus ökologischer Sicht ist eine präzise Dosierung entscheidend, um Nährstoffauswaschung zu vermeiden.

Wo kann man Rasendünger mit Unkrautvernichter kaufen?

Diese Produkte sind weit verbreitet und in nahezu jedem Baumarkt, Gartencenter oder Online-Shop erhältlich. Fachhändler wie Hornbach, OBI oder Bauhaus bieten eine große Auswahl verschiedener Marken. Online-Plattformen wie Amazon oder GartenXXL ermöglichen Preisvergleiche und liefern Kundenbewertungen, die bei der Auswahl helfen. Wer besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legt, findet auch Anbieter mit umweltfreundlicheren Rezepturen oder organisch-mineralischen Varianten.

Beim Kauf sollte man immer auf die Zulassung und Sicherheitskennzeichnung achten. Nur Produkte mit vollständiger Etikettierung und Wirkstoffangabe sind zugelassen und sicher in der Anwendung. Bei Importprodukten ohne deutsches Etikett ist Vorsicht geboten, da diese möglicherweise nicht den nationalen Richtlinien entsprechen.

Wissenschaftliche Studien zu Rasendünger mit Unkrautvernichter

Zur Kombination von Dünger und Herbizid existieren mehrere wissenschaftliche Untersuchungen. Eine Feldstudie, veröffentlicht in Soil Biology & Biochemistry, analysierte den kombinierten Effekt auf Bodenmikroorganismen und zeigte, dass Herbizide die mikrobielle Aktivität kurzfristig reduzieren können, sich die Werte jedoch nach einigen Wochen normalisieren (ScienceDirect). Eine weitere Publikation der kanadischen Umweltbehörde wies darauf hin, dass Kombinationsprodukte zwar bequem sind, aber bei unsachgemäßer Anwendung höhere Rückstandsrisiken bergen können (publications.gc.ca).

Langfristige Untersuchungen – etwa an der TU Dresden – belegen, dass die nachhaltigste Unkrautbekämpfung über gesunde Vegetationsstrukturen erfolgt. Regelmäßige Pflege, Belüftung des Bodens und dichte Grasnarbe verhindern Unkrautbefall effektiver als reine Herbizidanwendungen.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Umweltaspekte

Rasendünger mit Unkrautvernichter unterliegen in Deutschland strengen Vorschriften. Dünger fallen unter die EU-Düngeprodukteverordnung (EU) 2019/1009, die Zusammensetzung und Kennzeichnung regelt. Herbizide hingegen sind Pflanzenschutzmittel im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 und dürfen nur mit amtlicher Zulassung verkauft und angewendet werden.

Das bedeutet: Produkte, die Herbizide enthalten, müssen eine Zulassungsnummer tragen und dürfen ausschließlich gemäß Gebrauchsanweisung verwendet werden. In Wasserschutzgebieten oder in unmittelbarer Nähe zu Oberflächengewässern ist ihre Anwendung meist verboten. Auch private Gartenbesitzer sind verpflichtet, darauf zu achten, dass keine Rückstände in die Kanalisation gelangen. Der richtige Umgang schützt nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit von Mensch und Tier.

Wirkungsdauer und Nachpflege

Die Wirkung eines Rasendüngers mit Unkrautvernichter setzt meist nach wenigen Tagen ein. Die Unkrautpflanzen welken ab, während der Rasen neue Triebe bildet. Der Düngeeffekt hält – je nach Produkt – zwischen sechs und zwölf Wochen an. Danach sollte eine Nachdüngung mit einem reinen Langzeitdünger erfolgen, um das Wachstum gleichmäßig zu fördern.

Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn der Rasen nach etwa einer Woche gemäht wird. Dadurch wird abgestorbenes Unkraut entfernt und Platz für frisches Gras geschaffen. Wichtig ist, den Rasen in dieser Zeit regelmäßig, aber maßvoll zu bewässern. Ein gesunder, dichter Rasen ist die beste Prävention gegen neuen Unkrautbefall.

Fazit: Wann lohnt sich Rasendünger mit Unkrautvernichter?

Ein Rasendünger mit Unkrautvernichter kann eine zeitsparende und effektive Lösung sein – vorausgesetzt, er wird sachgerecht angewendet. Die Kombination ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Rasen schwach, unregelmäßig gewachsen oder bereits von Unkraut durchsetzt ist. Entscheidend sind die richtigen Bedingungen: mildes Wetter, aktives Pflanzenwachstum und gleichmäßige Ausbringung.

Wer Umweltaspekte stärker berücksichtigen möchte, kann auf umweltfreundlichere Alternativen oder getrennte Anwendungen zurückgreifen. So bleibt der Rasen langfristig gesund, dicht und widerstandsfähig – ganz ohne übermäßige Chemie.

Ein gut gepflegter Boden, ausreichend Licht, Luft und regelmäßige Pflege sind letztlich die beste Grundlage für einen widerstandsfähigen, unkrautfreien Rasen.

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